Vierzigstündiges Gebet, Bruderschaften und Bünde

Dekan Tangl (seit 15.1.1773 in Flaurling) war bestrebt, das Vierzigstündige Gebet in seinem Pfarrsprengel einzuführen. Den Grund zu dieser Andacht in unserem Dorfe legte der erste Provisor Inzings, Alois Maaß (1790-1805); er brachte für diesen Zweck ein Kapital von 900 Gulden zustande.

Schon damals hielten unsere Vorfahren das Gebet unter Mithilfe eines Priesters aus Flaurling in der Weihnachtszeit. In Anbetracht der großen Teilnahme konnten zwei Geistliche die Arbeit unmöglich leisten.

Puecher gelang es, das Stiftungskapital auf 1582 Gulden zu erhöhen. 1816 bemühte er sich, vom Landesgericht die Ratifikation für die Stiftung zu erhalten. Zunächst wurde sie verweigert (denn der nicht kirchenfreundliche Liberalismus mancher Behörden machte sich damals auffallend bemerkbar), weil der Betrag von 47 Gulden, den der Kurat für die Verpflegung von zwei Priestern erhalten sollte, dem Landgericht zu hoch schien. Es wurden ihm nur 27 Gulden zugestanden und vom Landesgericht folgendermaßen begründet:

,,Die geistlichen Herren schmausen nur bei solchen Andachten, sie sollen sich auch mit Wenigerem begnügen.``
In Anbetracht der damals herrschenden Teuerung (Puecher führt an, daß die Yhre (76 Liter) Wein 36 Gulden kostete) wurde schließlich der Betrag von 47 Gulden genehmigt.

Das Vierzigstündige Gebet erstreckte sich früher über vier Tage (Christtag, Stepahnitag, Johannestag und Unschuldiger Kindertag). Vor Jahrzehnten wurde das Gebet auf drei Tage verteilt; das Allerheiligste blieb von der Frühmesse bis zur Abendandacht ausgesetzt. Vormittags wurde ein ,,levitiertes Amt`` gefeiert, nachmittags gepredigt; die Kirche war mit Gläubigen gefüllt. Das ist anders geworden. Die Zahl derer, welche die Kirche besuchen, nimmt ständig ab. Heuer (1978) war das Allerheiligste nur an drei Nachmittagen zur Anbetung ausgesetzt. Der Johannestag ist seit Jahrzehnten ein Arbeitstag. Viele Frauen und Männer sind Pendler und nicht im Dorfe.[*]

Das Katholische Erneuerungswerk, die sogenannte Gegenreformation, bewirkte, daß in unserem Lande überall religiöse Bruderschaften entstanden.

Tinkhauser erwähnt in seiner Beschreibung der Diözese Brixen (III/36), daß es in Inzing, seit 1718 die Rosenkranzbruderschaft und seit 1846 die Bruderschaft zum hl.Herzen Mariä gab.

Im Gemeindearchiv ist unter Kirchensachen Nr.14 ein Akt vom 8.8.1718 über die Errichtung einer Rosenkranzbruderschaft und ein Dekret vom 15.11.1749, mit dem Papst BenediktXIV der Inzinger Rosenkranzbruderschaft auf ihren Altar (der Hochaltar) ein Ablaßprivileg verleiht (Reg. Nr.71). Dieses Sonderrecht wird nicht mehr ausgeübt, es erhebt darauf niemand einen Anspruch.

Die Kapitale der verschiedenen Schenkungen und Stiftungen sind durchwegs verronnen und verschwunden; öftere Geldentwertungen haben dies bewirkt.

Die Bünde (Männer-, Weiber-, Jünglings- und Jungfrauenbund), die im kirchlichen Leben viele Generationen hindurch eine ungemein bedeutsame Stellung inne hatten, konnten sich in der neuen Zeit nicht behaupten. Auch Bruderschaften bestehen nicht mehr. Während und nach dem letzten Kriege lösten sie sich alle stillschweigend auf. Irgend welche kirchliche Verbände gibt es bei uns nicht mehr. Die Jungschar und die Katholische Jugend kann man nicht als Bündnisse bezeichnen, sie sind lose Vereinigungen.

http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html